Rundgang durch Beiertheim
Festveranstaltung am Nachmittag
Festschrift zum Jubiläum
Vortrag Elisabeth Eisenhauer
Festausstellung
Vortrag OB Fenrich
Vortrag Ernst Otto Bräunche
Sean-Treacy-Konzert

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Rundgang durch Beiertheim


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Festveranstaltung am Nachmittag


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Festschrift zum Jubiläum

Die Festschrift 100 Jahre Stadtteil -100 Jahre Bürgerverein Beiertheim erhalten Sie im
Kosmetikstudio Sigrid Eder, Breite Str. 119 a
zum Preis von 4 Euro
Die Mitglieder des Bürgervereins Beiertheim erhalten pro Haushalt eine Festschrift kostenfrei.


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Vortrag Elisabeth Eisenhauer

100 Jahre Eingemeindung
100 Jahre Bürgerverein
Als Ehrenvorsitzende des Bürgervereins Karlsruhe-Beiertheim e.V. möchte ich mir gerne eine Aussage zum Ablauf dieses Festes erlauben.
Zuerst richtet sich mein Dank an die Bevölkerung von Beiertheim, die insgesamt am Programm des Bürgervereins sehr interessiert teilgenommen hat.
Es ist wirklich eine große Freude für den Vorstand und die verschiedenen Akteure, die das Programm bestritten und welche die von langer Hand notwendigen Vorbereitungen in hervorragender Weise gebündelt haben.
Hier danke ich besonders dem überaus fleißigen und professionell arbeitendem Geschichtskreis mit den beiden Hauptakteuren Sigrid Eder und Arthur Bauer. Niemand kann sich vorstellen, wie viele Stunden intensivem Einsatz nötig waren, um eine Ausstellung in solch übersichtlicher und einmalig künstlerisch schöner Weise anzuordnen und darzustellen.
Der Leiter des Stadtarchivs, Herr Dr. Bräunche, ein Fachmann auf dem Gebiet der Geschichtsaufklärung, war voll des Lobes über Ausstellung und Festschift, die ebenso einprägsam gelungen ist.
Die halbe Festwoche vom 16.05.-20.05.07 zeigte eine Reihe von Höhepunkten.
Sehr gut besucht und ein voller Erfolg war der musikalische Abend mit der Sean-Treacy-Band, ein gelungenes Angebot für Junge und Ältere.
Der Festakt am Samstagvormittag präsentierte einen homogenen Vorstand des Bürgervereins, dessen neu gewählter Vorsitzender, Dr. Dieter Brunner, in einer launigen Einführung Wesentliches zur jüngeren Geschichte Beiertheims vortrug und souverän eine Reihe von Ehrengästen, Mitglieder des Bundestages, Landtages, Stadtrates und Vorsitzende verschiedener Vereine und an der Spitze Herrn Oberbürgermeister Fenrich willkommen hieß. OB Fenrich verstand es meisterhaft die Geschäftstüchtigkeit der früheren Beiertheimer zu beschreiben, die allmählich einen Großteil des Geländes der Stadt KA, zur weiteren flächenmäßigen Ausdehnung nach Süden und Westen, verkauften.
OB Fenrich ging auch auf die Überbelastung der Südtangente ein, erwähnte die notwendig gewordene Lärmschutzmaßnahme, vor allem für Beiertheim und Bulach und vergaß nicht zu sagen, dass die Schadstoffbelastung und weiterer Lärm noch immer zu erheblichen Beeinträchtigungen der Bürgerschaft beitragen würden.
Beim Festakt lobte er den Einsatz des Bürgervereins in vielfältiger Weise und überreichte ein Präsent und ein Bild für das Büro, das die ev. Kirchengemeinde Paul-Gerhardt dem Bürgerverein zur Verfügung stellt.
Der Festvortrag von Herrn Dr. Bräunche war vor allem der geschichtlichen Entwicklung Beiertheims gewidmet. Man spürte bei den profunden Aussagen des Redners dessen fachliches ebenso auch persönliches Interesse am Geschick des Bürgervereins, aber auch Lob und Anerkennung, sowohl bei ihm, als auch beim Stadtoberhaupt Fenrich, für die Arbeit des Bürgereins insgesamt.
Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Karlsruher Bürgervereine, Herr Prof. Dr. Fritz, zollte dem Bürgerverein ebenfalls Lob für ehrenamtliches Engagement und umfassende Tätigkeit und übergab als Geschenk Johann Morells Karte von Baden 1670..
Für das leibliche Wohl war durch die Verantwortlichen gesorgt, ob süß oder sauer, Saft oder gehaltvolle Getränke. Die Damen und Herren des Vorstandes, dazu deren viele Familienmitglieder und Freunde halfen hier unentwegt mit und durften sich wegen ihrer ausgefeilten Vorarbeit in jeder Hinsicht als befreundete Helfer bestätigt sehen.
Die diversen Künstler brachten ein sehr gutes Programm zu Gehör. Vor allem das Duo Öcumenico, Pfarrer Hansfrieder Zumkehr von der Paul-Gerhard-Gemeinde und Pfarrer Thomas Ehret von St. Michael spielten vierhändig am Klavier und das war virtuos absolut konzertreif!
Aber auch der Carnevalsverein mit Aufführungen, die Kinder des Kindergartens St. Michael mit Unterstützung vieler Mütter, die Schüler der GHS Beiertheim, die Chorgemeinschaft Freundschaft 1862 KA-Beiertheim und Sängerbund 1856 KA-Rüppurr, das Mandolinenorchester und die Band Mellow Mood brachten vorzügliche Beiträge zu Gehör.
Am Sonntagnachmittag lud der Geschichtskreis des Bürgervereins unter der Leitung von Frau Eder zu einem geschichtlichen Spaziergang durch Beiertheim ein. Nahezu 100 Personen nahmen daran teil und waren voll des Lobes über unseren schönen Stadtteil und die gute Erklärung durch Frau Eder.
Am Samstagabend gestalteten die beiden Pfarrer, Herr Zumkehr und Herr Ehret einen sehr schönen ökumenischen Gottesdienst, der dem Anliegen der Feier durch Wort und Schrift gerecht wurde und vor allem das Wirgefühl unter Christen betonte, die neben Feier auch die Verantwortung für einander pflegen sollen.
Es war schade, dass nicht noch mehr Beiertheimer den Weg in die Kirche fanden. Bei einem Anlaß der Freude, des Erfolges und des allgemeinen Einsatzes ist es schon des Nachdenkens wert, sich an unseren Schöpfer zu erinnern, dem wir letztlich alles verdanken.
Vielleicht darf ich mir erlauben, Sie alle zu bitten, hinkünftig noch viel häufiger an den Veranstaltungen des Bürgervereins teil zu nehmen, ihre Anregungen an uns weiter zu geben und mitzumachen, so wie an diesen 4 Tagen, wofür wir Ihnen allen von ganzem Herzen danken wollen. Dabei empfehlen wir Ihnen auch unsere Konzerte, die in der Regel in den beiden Gotteshäusern stattfinden.
Wir möchten Sie einfach herzlich bitten, durch Ihr Erscheinen auch dem ökumenischen Gedanken und der Ehrerbietung vor unserem Herrgott Ausdruck zu geben. Verzeihen Sie mir die dringende Bitte, ich bin sicher, Sie verstehen mein Anliegen und teilen die Gesinnung, zumal die beiden Pfarrer in harmonischer Weise zusammen arbeiten.
Abschließend möchte ich aus übervollem Herzen der Dankbarkeit an alle Vorstandsmitglieder und die verschiedenen Helferinnen und Helfer erklären, vor allem vom 1. BCC und den vielen anderen. Als Ehrenvorsitzende bin ich stolz auf diesen Vorstand, auf seine großartige geschlossene Leistung, die großen Einsatz abverlangt hat, auf den gemeinsamen Willen der Beiertheim als intakten Gemeindeteil von KA mit aufgeschlossenen Bürgerinnen und Bürgern zeigt.
Ich freue mich im bescheidenen Rahmen noch mitarbeiten zu können und in Ihrem Kreise zu sein.
So begrüße ich Sie mit der überzeugenden Erkenntnis: „es ist einfach ein Glück, zu Beiertheim zu gehören.“ Das gilt für Junge, Mittlere und Ältere und es muss stets gepflegt werden! „Wir sind Beiertheim!“
Ihre Elisabeth Eisenhauer
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Festausstellung


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Vortrag OB Fenrich

Begrüßung
„Die Beiertheimer als „Schloofer mir kenne./
Doch ned, dass Ihr moind, dass die allfards bloß penne./
Sie ware zwar immer scho – frieher un heid – /
zwar gmiedliche, doch a recht fleissiche Leid!“
So würdigt Charlotte Eggarter die Beiertheimer in ihrem Buch „Lätschebacher, Rahmdieb und Nachtwächter.“ Und wer die Beiertheimer kennt, der gibt ihr Recht: „Verschloofe“ sin die uff keinen Fall. Im Gegenteil: Wenn man so in den Annalen blättert, dann sind es immer wieder vielmehr Bauernschläue und Schlitzohrigkeit, die hier in Beiertheim das Sagen haben…
… und die Karlsruhe nicht nur bei und vor der Eingemeindung vor 100 Jahren zu spüren bekommen hat. Denn die Sache mit der Eingemeindung damals war gar nicht so einfach. Beiertheim wurde zwar ebenso wie Rüppurr und Rintheim zum
01. Januar 1907 freiwillig eingemeindet. Denn die badische Residenz und Landeshauptstadt Karlsruhe wuchs rasant. Die wie ein Kranz um die junge Großstadt liegenden Gemeinden begannen, ihren dörflichen Charakter zu verlieren. Und verständlicherweise strebten auch ihre Bewohner nach den Annehmlichkeiten der modernen städtischen Infrastruktur.
Aber: Bei Beiertheim war die Eingemeindung trotzdem von besonderer Brisanz. Das Dorf lag mit seiner Gemarkung am dichtesten an Karlsruhe. Und die aufstrebende Stadt fand schon im 19. Jahrhundert keine andere Möglichkeit mehr, als sich auf Beiertheimer Gemarkung auszubreiten – was sich die Beiertheimer immerhin teuer bezahlen ließen.
Schon für die Anlage der westlichen Kriegstraße und des Ettlinger Tors musste Beiertheimer Gelände angekauft werden, und auch das Vierordtbad, der Bahnhof und die Vincentiuskrankenhäuser entstanden später auf ehemals Beiertheimer Schollen. So schrumpfte die Beiertheimer Gemarkung seit dem Jahre 1800 bis 1900 um rund 300 Hektar. Und bei der Eingemeindung waren gerade einmal noch 160 Hektar übrig. Die Sparstrümpfe der Dorfbewohner waren dagegen prall gefüllt, und Beiertheim hatte sich zu einem prächtigen Dorf entwickelt.
Doch auch die zurückliegenden hundert Jahre der Zugehörigkeit zur Stadt Karlsruhe sind Beiertheim ganz gut bekommen. Das Dorf wurde an die städtische Strom- und Gas-Versorgung und das Kanalnetz angeschlossen, eine neue Volksschule wurde gebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand das neue Gemeindezentrum St.Michael, in dem wir uns heute befinden.
In den neunziger Jahren des vorigen Jahrhundert wurde das ehemalige Stephaniebad einer gründlichen Renovierung unterzogen. Es dient schon lange der evangelischen Paul-Gerhardt-Gemeinde als Gebetsstätte, ist aber nach der Renovierung nun auch zu einem beliebten Ort für Veranstaltungen für die Beiertheimer geworden.
In unmittelbarer Nachbarschaft zum alten Ortskern, der mit seinen liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern an das alte Beiertheim erinnert, sind auf der ehemaligen Gemarkung großstädtische Einrichtungen entstanden: Die Günter-Klotz-Anlage mit der Europahalle, die weitläufigen Sportanlagen des SVK Beiertheim, das ZKM und nicht zuletzt das neue Freizeitbad, das – so gehe ich davon aus – Ende des Jahres in Betrieb gehen wird.
Multiplex, Rückbau der Ebertstraße, Straßenbahn durch die Ebertstraße – das waren weitere große Themen, die die Diskussion auch in Beiertheim in den zurückliegenden Jahren beherrschten und zu einem guten Ergebnis geführt wurden.
Weitere Themen bleiben in der Diskussion. Dazu gehört vor allem die Lärmbelästigung durch die Südtangente. Ich habe mich immer für einen funktionierenden Lärmschutz eingesetzt. Sie haben lange darauf warten müssen. Jetzt mildert die neue Lärmschutzwand am Bulacher Kreuz die Belästigung ein wenig ab.
Und trotzdem, Sie wissen: Ich war schon immer ein großer Befürworter der Nordtangente. Und das nicht zuletzt auch, weil ich überzeugt bin, dass wir die Probleme der Anwohner der Südtangente nur in den Griff bekommen, wenn wir endlich ein geschlossenes Umfahrungssystem haben.
Wir haben vor Kurzem mit dem Autobahnanschluss-Nord einen wichtigen Schritt – und ich betone ausdrücklich: wir haben einen ersten, wichtigen Schritt getan. Einen Schritt, den kontinuierlich weitere folgen müssen.
Natürlich gibt es auch noch andere Dinge, die in Beiertheim verbesserungswürdig sind. Wir arbeiten daran. Stets in Absprache mit dem Bürgerverein. Es war ein guter und richtiger Entschluss, gleich mit der Eingemeindung vor 100 Jahren auch einen Bürgerverein zu gründen. Und das nicht nur, weil wir dadurch in diesem Jahr ein Doppeljubiläum feiern können.
Bürgervereine, und noch dazu ein derart engagierter wie der Bürgerverein Beiertheim sind ein wichtiges Sprachrohr der Bewohner eines Stadtteils. Sie sind Mittler zwischen Bevölkerung, Politik und Verwaltung. Sie sind auch für mich ein unverzichtbarer Gesprächspartner. Denn sie wissen, wo die Menschen vor Ort der Schuh drückt. Und so hoffe ich, dass wir auch die nächsten Jahre weiter gemeinsam an einem Strang ziehen für die Beiertheimer.
Beiertheim ist und bleibt ein liebenwerter Stadtteil mit einer intakten Bevölkerungsstruktur. Wer gerne im Grünen wohnt, aber schnell in der Stadt sein möchte, ist in Beiertheim genau richtig.
Auch kulturell hat Beiertheim Einiges zu bieten. Neben dem vielfältigen Sportangebot des SVK Beiertheim und den Veranstaltungen in den Kirchengemeinden, die im übrigen stets für eine gute ökumenische Begegnung sorgen, gibt es noch fünf Vereine, die dem Stadtteil Abwechslung bringen und der Bevölkerung sinnvolle Betätigung in der Freizeit vermitteln: die Arbeiterwohlfahrt Beiertheim-Bulach, der 1. Beiertheimer Carneval-Club, der Gesangverein Freundschaft 1862 und der Kleingartenverein Karlsruhe-Süd.
Der Bürgerverein kümmerte sich schon vor hundert Jahren um die Vertretung der Bürgerinteressen des Stadtteils in kommunalen Angelegenheiten. In den vergangenen Jahrzehnten hat er sich folgenden Zielen verschrieben: Umwelt- und Naturschutz, Lärmbekämpfung, Reinhaltung von Wasser und Luft sowie nicht zuletzt der Pflege des Heimatgedankens, wovon dieses Festwochenende ein beredtes Zeugnis ablegen kann.
Beiertheim hat sich in Karlsruhe und mit Karlsruhe weiterentwickelt. Beiertheim hat in die Gesamtstadt schon bei der Eingemeindung eine rund 900jährige Geschichte mitgebracht. Beiertheim trägt mit dieser Geschichte und mit seinem ganz eigenen Charme und Charakter wesentlich zur Vielfalt unserer Stadt bei.
Dass dies so bleibt, dafür will ich mich einsetzen. Gemeinsam mit Ihnen allen, gemeinsam mit dem Bürgerverein. Dem Bürgerverein gratuliere ich zum 100jährigen Bestehen. Uns allen gratuliere ich zu 100 Jahren erfolgreicher Eingemeindung und wünsche, dass auch die gemeinsame Zukunft erfolgreich sein möge.


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Vortrag Ernst Otto Bräunche

100 Jahre Eingemeindung von Beiertheim
„Beiertheim … mit seiner breiten Straße stellt sich als ein reinlicher und wohlhabender Ort dar, und gern erblickt man neben den Hausthüren die Wasser- und Milchgefäße, wie sie sauber geputzt in der weißgetünchten Wand hängen. Es liegt unmittelbar an der Alb, zählt etliche über 170 katholische Familien und ernährt sich ausschließlich vom Landbaue auf seiner beträchtlichen Gemarkung, besonders auch vom Milchhandel nach der Residenz. Unter den vier Wirtshäusern zeichnet sich das Stephanienbad mit einer Reihe von Badekabinen, einem Kaltwasserbade für Damen und Herren, und einem schattigen großen Garten aus.“ So beschrieb der großherzogliche Archivar Josef Bader im Jahr 1858 den in unmittelbarer Nachbarschaft zur badischen Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe gelegenen Ort Beiertheim. Seine Kurzbeschreibung enthält einige ganz wesentliche Aussagen, die erklären, warum die Großstadt Karlsruhe so sehr an der Eingemeindung des Nachbarortes interessiert war. Erstens war es ein wohlhabendes Dorf mit einem sehr ansehnlichen Erscheinungsbild. Zweitens gab es über die Landwirtschaft, genauer über den Absatz landwirtschaftlicher Produkte in Karlsruhe, schon länger wirtschaftliche Berührungspunkte, die mit der Industrialisierung noch zunahmen: die Großstadt lockte mit interessanten neuen Arbeitsplätzen. Drittens übte auch das Stephanienbad und die anderen Wirtshäuser eine starke Anziehungskraft auf die Residenzstädter aus – am Ettlinger Tor stand ein Gesellschaftswagen, der die „vergnügungsüchtigen“ Badegäste für 12 Kreuzer nach Beiertheim fuhr. Aber auch der Fußweg, den ein Zeitgenosse als „den schönsten und besuchtesten Spaziergang“ der Karlsruher bezeichnete, bot seine Reize, wie die Wegbeschreibung aus dem Jahr 1843 anschaulich festhält: „In freundlichen Windungen zieht rechts von der Eisenbahn, am Rande einer grünen Wiese, der Fußpfad zwischen hohen und mächtigen Eichen dahin, und läßt einen vergessen, daß schon wenige Schritte davon das weite Sandfeld beginnt, welches wenig Freundliches zu bieten vermag.“
Als vierter und letzter Vorzug verfügte Beiertheim über eine große Gemarkung, an der es Karlsruhe bekanntlich fehlte: der Karlsruher Stadtgründer Markgraf Karl Wilhelm hatte seine neue Residenzstadt im Jahr 1715 gerade einmal mit einer 158 ha großen Gemarkung ausgestattet. Zur Zeit der Stadtgründung befand sich Beiertheim auch quasi noch im Ausland, denn es gehörte seit der Trennung der Markgrafschaft Baden im Jahr 1535 in einen evangelischen Teil und einen katholischen Teil zur katholischen Markgrafschaft Baden-Baden.
Dabei wäre Beiertheim eigentlich an die evangelische Markgrafschaft gefallen, denn der Teilungsvertrag von 1535 sah vor, dass nördlich der Alb gelegene Orte zur Markgrafschaft Baden-Pforzheim, später Baden-Durlach kamen. Wegen seiner Zugehörigkeit zur Pfarrei Bulach wurde Beiertheim aber doch Teil der Markgrafschaft Baden-Baden. Für einen Augenblick rückte Beiertheim deswegen auch in den Wirkungskreis des Reichskammergerichts, des 1495 eingerichteten obersten Gerichtes im Heiligen römischen Reich deutscher Nation, das diesen Streit zwischen den badischen Markgrafschaften zugunsten von Baden-Baden entschied.
Beiertheim konnte zu diesem Zeitpunkt schon auf eine mehr als 400jährige Geschichte zurückblicken, wenn man die erste urkundliche Erwähnung des Ortes als „Burdam“ bzw. Burtan in einer Urkunde Kaiser Heinrichs als Orientierungspunkt nimmt. In dieser Urkunde wird Güterbesitz des Klosters auf Beiertheimer Gemarkung erwähnt. Die Silbe „bur“ steht für „Haus“, „tan“ vermutlich für „Tannenwald“ (andere: „Schlupfwinkel“).
Mit Sicherheit ist Beiertheim aber deutlich älter als 1110, ohne dass sich dies in den überlieferten schriftlichen Quellen niedergeschlagen hätte. Dennoch kann Beiertheim wie andere Orte, die sich auf das Jahr der Ersterwähnung berufen, mit Fug und Recht im Jahr 2010 wieder ein Jubiläum feiern und zwar das 900jährige Ortsjubiläum. Dies könnte dann der Anlass sein, die Serie der historischen Stadtteilausstellungen fortzusetzen und noch mehr Licht in die Geschichte des Ortes zu bringen. Einen wichtigen Beitrag hat der Bürgerverein ja schon selbst geliefert, indem er die letzten 100 Jahre Stadtteilentwicklung in einer sehr schön gestalteten Festschrift und der Ausstellung Revue passieren lässt. An interessanten Ausstellungsobjekten und Bildern wird es deshalb sicher nicht mangeln.
Wir wissen aber bereits heute, dass Beiertheim im Mittelalter zu dem „wirtschaftlichen Zwecken dienenden Verband der Markgenossenschaften der Hardtdörfer“ gehörte. Für die Eichelmast-, Weide-, Viehtriebs- und Holzrechte mussten die Dorfbewohner im Gegenzug aber Frondienste und Abgaben zunächst an das Kloster Gottesaue, dann an den Markgrafen von Baden entrichten.
Von besonderer Bedeutung für Beiertheim war aber dennoch eine Entscheidung in der benachbarten evangelischen Markgrafschaft Baden-Durlach, denn „sein bedeutendes Gemeindevermögen und den Wohlstand vieler Bewohner hat Beiertheim hauptsächlich“ der Gründung der Stadt Karlsruhe zu verdanken, bemerkt der Verfasser einer ersten kleinen Ortsgeschichte August Storck im Jahr 1898. Er fährt aber fort, dass „auch die fast endlosen Prozesse um den Besitz“ Beiertheims daraus entstanden. Hier dachte Storck sicher an die Begehrlichkeiten der stets gemarkungsarmen badischen Residenzstadt, die erstmals im Jahr 1800 „zum behuf einer Kriegs Straßen und Thoranlage (Ettlinger Thor) “ knapp 25 ha im Tausch mit markgräflichem Kammergut von Beiertheim bekam. Als acht Jahre später die Kriegsstraße nach Osten verlängert werden sollte, steuerte Beiertheim wiederum rund 10 ha bei. 1867 kam nach langwierigen Verhandlungen das ursprünglich herrschaftliche, im Jahr 1800 aber eingetauschte Sallenwäldchen zu Karlsruhe – die Grundlage für den Stadtgarten und Zoo. Zur Anlage des Festplatzes wurde 1875 die Schießwiese im Tausch erworben gegen Karlsruher Gelände und ein Grundstück, das die Stadt für fast 70.000 Gulden erst von dem großherzoglichen Domänenärar kaufen musste.
Nach langwierigen Verhandlungen konnte schließlich 1881 der Zustand beendet werden, dass die südliche Flucht der Gartenstraße auf Beiertheimer Gemarkung lag – wofür wiederum 90.000 Gulden zu zahlen waren. Als im Jahr 1890 die Kriegsstraße weiter verlängert werden musste, trat Beiertheim erneut fast 10 ha ab. Fünf Jahre später stellte es das Gelände zum Bau des Vincentius-Krankenhauses diesmal allerdings zum wohl mehr symbolisch gemeinten Betrag von 500 Mark zur Verfügung. Teurer wurde der Ankauf des restlichen Beiertheimer Wäldchens und des angrenzenden Gebietes, das man wegen der „seitens der Gemeinde wiederholt in Aussicht genommenen Veräußerung … an die private Bodenspekulation, durch die wichtige Interessen der Stadt Karlsruhe schwer verletzt worden wären“ für mehr als 400.000 Gulden angekauft hatte. Die Stadt befürchtete also, dass sie bei einem späteren Erwerb noch mehr Geld hätte zahlen müssen, wenn das Gelände nicht mehr im Besitz der Gemeinde Beiertheim, sondern von Privatleuten wäre.
Notwendig geworden waren diese Gebietabtretungen durch das zunehmend rasante Wachstum der Stadt Karlsruhe, das wie bei den meisten anderen Städte des Deutschen Reiches nach der Reichgründung 1871 einsetzte. 1901 überschritt Karlsruhe die 100000-Einwohnermarke und wurde damit 34. deutsche Großstadt. Die Gemarkung hatte sich war bis zu diesem Zeitpunkt durch verschiedene Abtretungen seit 1715 nahezu verzehnfacht und war durch den Geländeerwerb von benachbarten Gemeinden auf nahezu 1500 ha angewachsen – eine für eine Großstadt aber immer noch recht kleine Gemarkung. Dies beklagte man auch noch im Jahre 1906, als die Verhandlungen mit gleich drei Nachbargemeinden geführt wurden, die bereits in der Vergangenheit immer wieder Gelände an Karlsruhe abgetreten hatten. Zu den 46 Gemarkungserweiterungen seit 1715 hatte Beiertheim allein 9 Mal, aber auch Rintheim 2 Mal und Rüppurr 1 Mal beigetragen.
Obwohl oder vielleicht auch gerade weil Beiertheim schon mehr als die Hälfte seiner Gemarkung an Karlsruhe abgegeben hatte, gestaltete sich dessen Eingemeindung recht schwierig. Bereits 1876 hatte der damalige Bürgermeister und spätere Oberbürgermeister Karl Schnetzler Beiertheim die Eingemeindung empfohlen – ohne Erfolg. Im Jahre 1890 stellte man konkrete Erhebungen über die Vermögensverhältnisse der Nachbargemeinde Beiertheim an. Die damaligen Verhandlungen konnten sogar überregionales Interesse wecken, denn am 16. September 1892 berichtete die Schwäbische Chronik darüber: Ein offensichtlich gut informierter Korrespondent aus Karlsruhe meldete, dass die Verhandlungen gescheitert seien, nachdem es eine Zeitlang so ausgesehen habe, als ob man sich einigen könne. „Die Schwierigkeit der Einverleibung liegt in dem Vorhandensein eines bedeutenden Gemeindevermögens und der Freiheit der Einwohner von Gemeindeumlagen.“ Das Gemeindevermögen belief sich demzufolge auf rund 1,5 Millionen Mark, das die Stadt abzulösen hätte. Die Schlussfolgerung lautete deshalb: „Ein profitables Geschäft würde, wie man sieht, die Stadt nicht machen, namentlich auch, weil die abzutretenden Liegenschaften sehr hoch angeschlagen sind. Der mittelbare Vorteil für die Stadt würde darin zu suchen sein, daß die Bauthätigkeit sich ungehemmt entfalten könnte, ohne auf die bisher bestehenden Mißhelligkeiten wegen Kanalisation, Gasleitung und Wasserleitung zu stoßen.“ Die Beiertheimer könnten dagegen in aller Ruhe abwarten, da davon auszugehen sei, dass die Grundstückspreise eher noch steigen würden. Als Beleg hierfür nennt der Verfasser den Verkauf des Geländes, auf dem der Lauterberg, das städtische Wasserreservoir angelegt worden war. Die Stadt hatte ursprünglich 43.000 Mark geboten, musste auf gerichtlichen Beschluss schließlich 148.000 Mark bezahlen. Der Artikel stellte abschließend die Frage, „ob nicht der Staat eingreifen soll, um die Vereinigung auszusprechen. Daß der Staat verfassungsmäßig das Recht hierzu besitzt, ist außer Frage, jedoch hat man bisher noch niemals von diesem Rechte gegen den Willen der Beteiligten Gebrauch gemacht. Die Vereinigungen mit Nachbargemeinden, welche in Freiburg und Heidelberg zu Stande gekommen sind, wurden immer erst nach vorher hergestelltem Einverständnis der Beteiligten vom Staate vollzogen.“
Zu einem solchen Schritt konnten sich in den folgenden Jahren trotz der ungelösten Raumprobleme auch weder der Staat noch die Stadt Karlsruhe durchringen. Als der Karlsruher Bürgerausschuss schließlich nach schwierigen Verhandlungen über die Eingemeindung beriet, hob die Verwaltung noch einmal hervor, dass alle früheren Verhandlungen am Widerstand der Beiertheimer Bürger gescheitert seien, „welche den Genuß ihres namentlich aus Gemarkungs- und Eigentumsabtretungen an Karlsruhe herrührenden beträchtlichen Gemeindevermögens und der damit zusammenhängenden Umlagefreiheit nicht gern aufgeben wollen, wenn sie auf der anderen Seite auch die Vorteile der Eingemeindung sich wohl zunutze machen möchten.“ Die Vorlage für den Karlsruher Bürgerausschuss betont auch, dass Karlsruhe bislang schon fast 650.000 Mark an Beiertheim für verschiedene Gebietsabtretungen bezahlt habe. Als die Gemeinde 1907 mit Karlsruhe vereinigt wurde, betrug die Restgemarkung nur noch knapp 160 ha.
Im Falle von Beiertheim hatte sich die Stadt Karlsruhe mit dem Problem auseinander zu setzen, ob sie die nicht unerheblichen Kosten tragen wollte, die mit der Eingemeindung verbunden waren: „Wenn der Stadtrat sich entschlossen hat, diesen Bestimmungen gleichfalls zuzustimmen und auch dem Bürgerausschuß ihre Annahme zu empfehlen, so verkennt er dabei keineswegs, daß sich die Stadtgemeinde damit auf lange Zeit hinaus beträchtliche Lasten aufbürdet und daß dabei von einem ‚guten Geschäft‘ für die Stadtgemeinde vorerst keine Rede sein kann. Da aber die Entwicklung der Stadt die endgültige Lösung der seit Jahrzehnten schwebenden Frage nunmehr gebieterisch fordert und eine weitere Verzögerung die Lage für Karlsruhe wohl nur ungünstiger gestalten könnte, so glaubt der Stadtrat die Übernahme der der Stadtgemeinde angesonnenen Opfer verantworten zu können und es nicht auf die keineswegs unzweifelhaften Chancen einer Zwangseingemeindung ankommen lassen zu sollen.“ Die Beiertheimer Bürger bekamen vor der Eingemeindung aus dem Gemeindevermögen in Höhe von rund 1,3 Millionen Mark einen jährlichen Bürgernutzen ausgezahlt, 103 den beschränkten Nutzen mit einem Naturalnutzen (Feldnutzung) in Höhe von 15 Mark, 118 den vollen Nutzen mit 168 Mark in Geld und 45 Mark als Naturalnutzen. Außerdem erhielten sie insgesamt 1029 Ster Holz aus dem sog. Hardtwaldvertrag. Im Zuge der Eingemeindung wurde das Holzrecht von der Großherzoglichen Civilliste mit 180.000 Mark abgelöst, die unter den Bürgern verteilt wurden. Anstelle des bisherigen Bürgernutzens erhielten alle Bürger, die das Bürgerrecht seit mindestens 10 Jahren besaßen eine Rente von jährlich 270 Mark, die anderen von 40 Mark. Das bedeutete für die Stadt jährliche Kosten von rund 54.000 Mark. Beiertheim hatte ursprünglich sogar das Doppelte gefordert. Außerdem hatte das Dorf eine bis 1930 befristete Umlagefreiheit durchgesetzt, die die Stadt jährlich etwa 11.000 Mark kostete. Die Verbrauchssteuern mit Ausnahme von Bier und Wein sollten solange nicht erhoben werden, wie der bauliche Zusammenhang mit der Stadt nicht hergestellt war. Darüber hinaus verpflichtete sich Karlsruhe zur Kanalisation der Ortstraßen, wobei die Anwohner von Anliegergebühren befreit wurden. Insgesamt blieben für Karlsruhe nach Abrechnung der laufenden Beiertheimer Einnahmen Kosten von 35.000 Mark jährlich übrig, die durch eine geringfügige Steigerung der Umlage finanziert wurde. Es kann also nicht verwundern, dass die Stadt Karlsruhe über die mit der Eingemeindung verbundenen Bedingungen nicht nur glücklich war. Unter dem Strich sah man aber die Vorteile der Vereinbarung: man erhielt das Gelände, das man wegen der notwendigen Stadterweiterung und vor allem wegen der geplanten Verlegung des Hauptbahnhofs von der Kriegsstraße an den jetzigen Standort sowie so hätte erwerben müssen. Mit der Eingemeindung von Beiertheim wuchs die Karlsruher Gemarkung noch einmal um 160 ha. Man erhielt damit vor allem das als wertvollsten Erwerb eingeschätzte Gelände zwischen Ettlinger Straße und Stadtgarten (Auäcker) zur Erweiterung des Stadtgarten gegenüber dem neuen Bahnhof, darüber hinaus das Gelände längs dem Nordufer der Alb, zwischen Beiertheim und Mühlburg (Neubruch und Unterneubruch), das größtenteils zu einer öffentlichen Anlage Verwendung finden sollte. Beiertheim erhielt wie die beiden anderen nach Karlsruhe eingemeindeten Vororte Rintheim und Rüppurr eine Polizeiwache der Schutzpolizei, Beiertheim den mit der Nummer 11, und ein Gemeindesekretariat. Ein dazu bestimmtes Mitglied des letzten Gemeinderats von Beiertheim, der Blechnermeister Christian Braun, wurde Mitglied im Karlsruher Gemeinderat, um dort die Interessen des Stadtteils zu vertreten. Wie er und alle seine Nachfolger und Nachfolgerinnen im Karlsruher Gemeinderat und über den Bürgerverein diese Aufgabe mit Bravour gelöst haben, ist in der bereits erwähnten Festschrift des Bürgervereins nachzulesen. Zu der gelungenen Festschrift dem Bürgerverein noch einmal herzlichen Glückwunsch. Damals hat man die Eingemeindung nicht groß gefeiert und schon gar keine Festschrift verfasst, obwohl die Vereinigung letztlich ja einvernehmlich und zu aller Zufriedenheit verlaufen war. Die Feier holen wir heute nach und ich wünsche dem Fest noch einen guten Verlauf.
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Sean-Treacy-Konzert